DHI Rom
Alternative Visionen von Europa in der französischen, italienischen und spanischen Linken in der Nachkriegszeit
Projektbeginn: 2021
Förderer: BMBF
Antragsteller/-in, Sprecher/-in, Projektleitung: Antonio Carbone
Themengebiet: Zeitgeschichte, Sozialgeschichte, Kultur- und Mentalitätsgeschichte, Ideen- und Geistesgeschichte, Politikgeschichte, Verwaltungs-, Institutionen- und Verfassungsgeschichte
Ort: Frankreich, Europa, Italien, Spanien
Zeit: Nachkriegszeit
Epoche: Neuzeit
Teilprojekt des Kooperationsprojektes "Europas Gegenbewegungen. Euroskeptische Verflechtungen von den Anfängen der Europäischen Integration bis heute".

Der Begriff "Euroskeptizismus" wird in einigen aktuellen politischen Diskussionen verwendet, um die scheinbar ähnlichen kritischen Positionen zu benennen, die Gruppen aus radikal unterschiedlichen politischen Traditionen gegenüber dem aktuellen Kurs der europäischen Integration haben. Ein Blick auf die Geschichte des letzten Jahrhunderts zeigt jedoch, dass die verschiedenen politischen Kräfte, die mit der Idee des "Euroskeptizismus" über einen Kamm geschoren werden, grundlegend unterschiedliche Vorstellungen von Europa und seinem möglichen Integrationskurs entwickelten. Das Forschungsprojekt zielt darauf ab, das Spektrum der Ideen der europäischen Integration zu analysieren, die in den Bewegungen, Parteien, Gewerkschaften und Gruppierungen der Linken in Südeuropa in den Jahren vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Beginn der 1980er Jahre kursierten.
Die Studie wird sich insbesondere auf die historische Entwicklung einiger dieser Ideen konzentrieren, die als Reformpläne oder als alternative Visionen zu den Integrationsprojekten konzipiert wurden, die innerhalb der Institutionen der Europäischen Gemeinschaften entstanden. Die Geschichte von Visionen wie dem Sozialen Europa oder dem Eurokommunismus soll erforscht werden. Beide wurden von reformorientierten sozialistischen Kräften und kommunistischen Parteien in Südwesteuropa erdacht und von den großen traditionellen Parteien und Gewerkschaften der Linken unterstützt.
Auch die Positionierung verschiedener Gruppen der Neuen Linken gegenüber Ideen und Visionen der europäischen Integration ist ein zentrales Thema. Hierbei gilt es, Schnittstellen mit der Entstehung neuer postkolonialer Allianzen wie z.B. der "Dritten Welt" zu identifizieren und zu untersuchen.
Es soll aufgezeigt werden, dass sich diese "alternativen Visionen von Europa" aufgrund nationaler Spezifika der analysierten politischen Bewegungen einerseits und ihren transnationalen Verflechtungen andererseits konstituierten. Darüber hinaus wird analysiert, wie sich die "alternativen Visionen" der südeuropäischen Linken mit Projekten und Visionen überschnitten, die auf eine Orientierung und Öffnung Europas gegenüber dem Globalen Süden abzielten.