DIJ Tokyo
Der Einfluss der COVID-19 Pandemie
Projektbeginn: 2020
Antragsteller/-in, Sprecher/-in, Projektleitung: Nora Kottmann
beteiligte Personen: Dr. Laura Dales, Western University of Australia Prof. Dr. Akiko Yoshida, University of Wisconsin-Whitewater
Themengebiet: Soziologie, Japanologie
Ort: Japan
Die gegenwärtige COVID-19 Pandemie hat das Leben aller Menschen auf der ganzen Welt verändert. Es steht außer Frage, dass sich auch Auswirkungen auf die private Lebensführung zeigen (werden): Welche Rückwirkungen haben die Pandemie und politische Maßnahmen zur Eindämmung derselben auf individuelle Beziehungswelten? Wie verändern Lockdowns und der Imperativ des social distancing (alltägliche) Praktiken und Vorstellungen von Intimität, Nähe, Distanz und Gemeinschaft? Das vorliegende Projekt untersucht diese Fragestellung am Fallbeispiel Japan; der empirische Fokus liegt hierbei auf ledigen Erwachsenen, so genannten 'Singles', zwischen 25 und 49 Jahren (unabhängig von Partnerstand, Wohn- und Haushaltsform). Diese Personengruppe verzeichnet einen rapiden Anstieg, ist von der Pandemie und entsprechenden Gegenmaßnahmen auf besondere Weise betroffen und hat bisher kaum dezidierte Beachtung in der Forschung gefunden. Vor diesem Hintergrund fokussiert das Projekt auf die Frage, wie sich die Pandemie und politische Maßnahmen zu deren Eindämmung auf das Leben und die nicht/familialen Beziehungswelten und entsprechende (alltägliche) Praktiken von Singles auswirkt/ausgewirkt hat. Im Zentrum des Projekts, das einen mixed methods-Ansatz verfolgt, steht eine landesweite Umfrage (n=4,000), die auf Grundlage erster qualitativer Daten konzipiert wurde (exploratory sequential design). Adressiert werden u.a. die folgenden Fragen:

- Welche Auswirkungen haben die Notstände sowie die Aufrufe zu Selbstdisziplin und zur Vermeidung der „3Cs“ (closed spaces, crowds and close-contact situations) auf Lebens- und Beziehungswelten von Singles? Wie werden in diesem Kontext Beziehungen gestaltet, gelebt und (mit Blick auf die Zukunft) imaginiert?
- Welche Unterschiede zeigen sich hier für Personen, die alleine leben oder mit anderen zusammenleben, bspw. mit Partnern, Freunden, Bekannten, Fremden, minderjährigen Kindern oder (pflegebedürftigen) Eltern? Welche Unterschiede zeigen sich hier für Personen, die eine*n Partner*in haben und/oder in verschiedene soziale Netzwerke eingebettet sind?
- Haben die Pandemie und politische Maßnahmen zu deren Eindämmung den Blick auf Singles – auf Tätigkeiten alleine oder das Entstehen 'neuer' Gemeinschaften jenseits der klassischen Familie verändert?
- Welche Entwicklungen zeigen sich – auch auf einer konzeptionellen Ebene – hinsichtlich Intimität, Zusammenhalt, Nähe und Distanz (emotional und geographisch)?