OI Istanbul
Aktuelle Diskurse zur Sprachpolitik und -planung für das Türkische in der Republik Türkei
Projektbeginn: 2019
Antragsteller/-in, Sprecher/-in, Projektleitung: Ruth Bartholomä
beteiligte Personen: Ruth Bartholomae
Thema: Türkei, Sprachpolitik und -planung, Soziolinguistik, Diskursanalyse
Themengebiet: Orient- und Islamwissenschaften
Ort: Türkei
Zeit: 1980 - Gegenwart
Der Bereich „Sprache“ spielt seit der Gründung der Republik Türkei im Jahr 1923 eine entscheidende Rolle für das Nationsverständnis. Die offizielle Sprachpolitik und -planung konzentrierte sich von Beginn an auf das Türkische, das als wichtiger Faktor zur Bildung einer homogenen Nation beitragen sollte. Eine Analyse von Diskursen um die Entwicklung der türkischen Sprache um die Sprachpolitik der Republik Türkei von 1980 bis in die Gegenwart in Bezug auf das Türkische zeigt Entwicklungen und Tendenzen. Aktuelle Debattenbeiträge richten sich beispielsweise gegen einen als zu hoch empfundenen Einfluss europäischer Sprachen, v. a. des Englischen, auf den Wortschatz. „Sprache“ wird als wesentliches Element der eigenen Gruppe betrachtet, die es zu bewahren sowie von anderen, als fremd bezeichneten Einflüssen abzugrenzen und vor ihnen zu schützen gilt. Gleichzeitig werden – etwa in Zusammenhang mit dem „Jahr der türkischen Sprache“ 2017 – Bezüge sowohl zur vorislamischen Vergangenheit hergestellt als auch zu jener Phase, als die türkische Sprache unter starkem Einfluss des Arabischen und Persischen stand. Beides soll auf eine Vergangenheit verweisen, aus der die türkische Sprache heute schöpfen kann; dies steht in Bezug auf das Arabische und Persische in klarem Kontrast zur frühen Phase der Sprachpolitik in den 1920er und 1930er Jahren, wohingegen sich in Bezug auf die positive Konnotation der vorislamischen Periode durchaus Parallelen zeigen lassen. Mit der Analyse aktueller Diskursentwicklungen zum Thema Sprachpolitik aus soziolinguistischer Perspektive können so auch Kontinuitäten und Veränderungen in Konstruktionen von Nation und Ethnie transparent gemacht werden.