DHI Moskau
Überlieferung und Nutzung deutscher Beuteakten des Zweiten Weltkrieges in sowjetischen und russischen Archiven
Projektbeginn: 2019
Projektende: 2021
Förderer: DFG
Antragsteller/-in, Sprecher/-in, Projektleitung: Matthias Uhl
beteiligte Personen: Walter Sperling
Ort: Russland, Deutschland
Das Projekt geht der Geschichte der infolge des Zweiten Weltkrieges von der Sowjetunion erbeuteten „deutschen“ und europäischen Aktenbestände nach. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges, des globalen Wettrüstens, der ideologischen Konfrontation und der an Bedeutung gewinnenden „Feindforschung“ fragt es nach der Verwendung der Beutebestände und der Rolle des so erworbenen Wissens für die sowjetische Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft in der Nachkriegszeit. Es geht der Frage auf vier Ebenen nach, die das strategische Wissen über sicherheitsrelevante Personen und Personennetzwerke in den westlichen Ländern, die Verwendung von personenbezogenen Daten zur Aufspürung von vermeintlichen Feinden im Inneren der Sowjetunion, die Nutzung von technologischem Wissen für Forschung und Entwicklung sowie den Rückgriff auf ausländisches Archivmaterial zur ideologischen Selbstversicherung und als Beleg der eigenen historischen Wahrheit über den „Kapitalismus“, „Imperialismus“ und „Faschismus“ beinhalten. Die Quellen der Untersuchung liefern die Archivhauptverwaltung der UdSSR, die Parteiarchive, die Archive der technischen Dokumentation und der Akademie der Wissenschaften in Moskau, St. Petersburg und Samara, ebenso die Sonderbestände einiger ausgewählter Provinzarchive. Jenseits einer Beschreibung der sowjetischen Machtpolitik und Propaganda setzt sich das Projekt zum Ziel, die Geschichte der Beuteakten der Sowjetunion in die ‚entangled history‘ des Kalten Krieges einzuordnen. Den Umgang mit erbeutetem Archivmaterial nachzeichnend, behält es die kulturhistorische Dimension der Kriegsbeute im Auge und ebenso den symbolischen Bedeutungsüberschuss, der dem modernen Archivbegriff innewohnt.