Internationaler Forschungspreis

der Max Weber Stiftung beim Historischen Kolleg

Die Preisträgerin 2017

Die Historikerin und Politikwissenschaftlerin Hélène Miard-Delacroix bekleidet seit 2008 den Lehrstuhl für Zeitgeschichte und Kultur Deutschlands an der Universität Paris-Sorbonne. Sie ist Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande sowie des Ordre des Palmes Académiques.

Wie ihre Dissertation 1989 zur Frankreichpolitik von Helmut Schmidt sowie ihre 2002 erschienene Habilitationsschrift La question nationale allemande et les relations politiques de la République fédérale d’Allemagne avec la France, 1949-1990“ bereits erkennen lassen, liegen ihre Forschungsinteressen in der (deutschen) Politikgeschichte und der Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen. Aber auch verschiedene politische Kulturen, Europa-Bilder sowie die Ursprünge des Nationalismus finden in ihren zahlreichen Publikationen Betrachtung. Dem Forschungstrend der ‚verflochtenen Geschichte‘ (histoire croisée) hat Miard-Delacroix mit ihren Arbeiten entscheidende Impulse versetzt.

Vor ihrem Ruf an die Sorbonne lehrte sie unter anderem in Tours und war bereits Professorin an der École Normale Supérieure Lettres et Sciences Humaines in Lyon. Das Wintersemester 2016/2017 verbrachte sie als Alfred-Grosser-Gastprofessorin an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. In ihrer 2016 auch ins Englische übersetzten, international rezipierten Biografie Willy Brandts beleuchtet sie nicht nur den Kanzler selbst, sondern auch die Wahrnehmung seiner Person in Frankreich. Dabei behält sie die Unterschiedlichkeit der politischen Kulturen beider Länder im Auge und entwirft so ein detailreiches Bild der zuweilen schwierigen bilateralen Beziehungen dieser Zeit. 

Hélène Miard-Delacroix ist eine Mittlerin zwischen der deutschen und französischen Wissenschaftskultur. Dies drückt sich unter anderem in ihrer Mitgliedschaft in zahlreichen akademischen Gremien beider Länder aus. In Deutschland ist sie u.a. Mitglied so bedeutender Einrichtungen wie der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, des Internationalen Beirats der Willy-Brandt-Stiftung, dessen Vorsitzende sie ist, des Wissenschaftlichen Beirats des DHI Paris, des Hauses der Geschichte, Bonn sowie des Instituts für Zeitgeschichte, dessen Stellvertretende Vorsitzende sie ist. Sie ist Mitherausgeberin der Akten zur Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland und der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte.