Rückschau Preisverleihung

Donnerstag, 22. Januar 2015

Festakt für Georges Didi-Huberman, Leibniz-Saal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin

Der  Internationale Forschungsförderpreis der Max Weber Stiftung beim Historischen Kolleg wurde im Jahr 2014 an den französischen Kunsthistoriker und Philosophen, Georges Didi-Huberman, vergeben. Bei einer feierlichen Preisverleihung im Leibniz-Saal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin wurde der Preisträger durch den Präsidenten der Max Weber Stiftung, Heinz Duchhardt, und den Vorsitzenden des Kuratoriums des Historischen Kollegs, Andreas Wirsching, ausgezeichnet.

In seinem Grußwort erläuterte Heinz Duchhardt die Bedeutung des Internationalen Forschungsförderpreises.  Er zeichne Persönlichkeiten aus, die in markanter und nachhaltiger Weise den internationalen wissenschaftlichen Austausch – insbesondere zwischen den Ländern und Regionen der Institute der Max Weber Stiftung und Deutschland – befördern. Und genau dies personifiziere Georges Didi-Huberman, sagte der Präsident der Max Weber Stiftung und Vorsitzender der Preisjury. Er sei global vernetzt und überschreite mit seinen Forschungen die Grenzen seines eigenen Faches. „Georges Didi-Huberman hat uns der Breite, Originalität und Exzellenz seiner wissenschaftlichen Arbeiten wegen ebenso überzeugt, wie ob seiner Übersetzungsleistungen zwischen den wissenschaftlichen Disziplinen und Kulturen.“
In seinen Arbeiten fragt Georges Didi-Huberman nach dem Politischen im Bildlichen. Eine Frage, wie Heinz Duchhardt zugibt, die aktueller nicht sein könnte in Anbetracht der Ereignisse des 7. Januars 2015 in Paris.  Die Anschläge zeigten, dass es auf die Frage „Was ist ein Bild?“ oder „Was kann ein Bild bedeuten?“ keine einfachen Antworten gibt. Mit den Werken von Georges Didi-Huberman kann man sich diesen Antworten aus vielen verschiedenen Blickwinkeln heraus annähern.

Auch Hans-Gert Pöttering, ehemaliger Präsident des Europäischen Parlaments und Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung, griff die Vorkommnisse in Paris auf. Das Bild von Angela Merkel und François Hollande, in dem sie gemeinsam um die Opfer trauerten und sehr eng emotional verbunden waren, werde eine ähnliche historische Bedeutung erhalten, wie das Bild von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle in der Kathedrale von Reims oder das Bild von François Mitterand und Helmut Kohl in Verdun. Es demonstriere die enge Verbundenheit und Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland.

Das Motto Georges Didi-Hubermans sei „Brückenschlagen“, fasste der französische Gesandte, Jean-Claude Tribolet, die Arbeit des französischen Preisträgers zusammen. So wie die Max Weber Stiftung Brücken zwischen Geschichts- und Kulturwissenschaften schlage und auf diesem Weg ein wichtiger Akteur der internationalen Wissenschaft geworden sei, so wäre auch Georges Didi-Hubermans Arbeit davon geprägt. Er schlage Brücken zwischen den unterschiedlichsten kunsthistorischen Epochen, verschiedenen Disziplinen, wie Philosophie und Kunstgeschichte, sowie zwischen verschiedenen Zielgruppen. Als Ausdruck von Vielfalt und Offenheit richte er sich auch an die breite Öffentlichkeit. Und nicht zuletzt schaffe es Georges Didi-Huberman Brücken zwischen Deutschland und Frankreich zu schlagen.

Der Berliner Kunsthistoriker Peter Geimer betonte in seiner Laudatio, die Internationalität Georges Didi-Hubermans.  Er sei ein Autor „dessen Bücher in englischer, deutscher, japanischer, polnischer, slowakischer, italienischer, spanischer und portugiesischer Sprache übersetzt worden sind“. Des Weiteren habe er in vielen verschiedenen Ländern unterrichtet und Gastprofessuren bekleidet, beispielsweise in Jerusalem, Princeton, Chicago, Baltimore, Venedig, Brüssel, Fribourg, Basel und Berlin. Seine Arbeit bezeichnet Geimer als „eine genuine Wissenschaft der Bilder“. Sowohl durch die ästhetischen, epistemischen, ethischen und politischen Dimensionen, als auch durch seine Schriften, führt Aby Warburger heute ein Nachleben in Paris in den Werken Georges Didi-Hubermans.

Georges Didi-Huberman hielt eine sehr persönliche Dankesrede über sein Verhältnis zu Deutschland. Deutschland sei für ihn das Land des Lichts, der Aufklärung, der herausragende Ort der Freundschaft geworden, obwohl es in der Erinnerung seiner Familie der finstere Ort schlechthin gewesen sei. Seine Zeit in Deutschland während eines Lehraufenthalts 2003  an der FU Berlin sei die schönste und intensivste Zeit seines Lebens gewesen. Georges Didi-Huberman erläuterte in seiner Rede sein amivalentes Verhältnis zu Deutschland. Trotz seiner Sympathie zum Land der Dichter und Denker habe er nie die Deutsche Sprache gelernt. Dies sei auf die traumatischen Erfahrungen seiner Familie mit Nazideutschland zurückzuführen. Dennoch hielten ihn die fehlenden Sprachkenntnisse nicht davon ab, seine Rede mit dem Gedicht „Erinnerung“ von Goethe auf Deutsch zu beschließen.

Mit dem Internationalen Forschungsförderpreis ist auch die Durchführung eines Kolloquiums am Historischen Kolleg in München verbunden. Georges Didi-Huberman hielt das Kolloquium zum Thema „Leidmotive“ am 30. – 31. Januar 2015.