Strategien der Verhinderung. Der Zugang zu Archivalien in Frankreich und Deutschland im internationalen Vergleich

19.-20.01.2022, Workshop

DHI Paris, 13:00 Uhr (19.01.) - 14:00 Uhr (20.01.)

Gibt es in Frankreich einen Grabenkrieg um den Archivzugang zwischen Forschenden, Archiven und Politik? Die öffentliche Debatte um die Instruction générale interministérielle 1300 (IGI) schien das zumindest zu suggerieren. Wie sieht der Archivzugang in Deutschland und in anderen europäischen Ländern aus? In Deutschland hat zuletzt die Übergabe der Stasi Unterlagen an das Bundesarchiv Debatten über dessen Rolle ausgelöst. Der Zugang zu den Eichmann-Akten des Bundesamts für Verfassungsschutz wird womöglich gerichtlich eingeklagt.
Fragen des Archivzugangs sind von erheblicher Aktualität. Das mediale Echo spiegelt einerseits die Forderung nach Transparenz in unseren heutigen Gesellschaften und andererseits den Stellenwert von – nicht immer konfliktfreier – wissenschaftlicher und juristischer Aufarbeitung und Vergangenheitspolitik im Europa des 21. Jahrhunderts. In Westeuropa wirft in letzter Zeit insbesondere der Umgang mit der kolonialen Vergangenheit und entsprechenden Restitutions- und Kompensationsforderungen die Frage auf, wie weit historische Forschung und journalistische Recherchen in Archiven uneingeschränkt möglich sind.
Die geplante Tagung will diese Problemfelder vergleichend und interdisziplinär diskutieren (Geschichtswissenschaft, Archivwissenschaft und -praxis, Rechtswissenschaft, u.a.). Neben Frankreich und  Deutschland wird die Situation in anderen Ländern der EU berücksichtigt, darunter Spanien, Rumänien und die Tschechische Republik. Darüber hinaus fragen wir danach, inwieweit nationale Erfahrungen und Praktiken Ausgangspunkt für transnationale Transferprozesse bei der Vergangenheitsaufarbeitung, möglicherweise aber auch bei deren Blockade sein können.

In Zusammenarbeit mit der Université de Lorraine und dem UMR SIRICE.

Informationen zur Anmeldung folgen in Kürze.

Bei Fragen zur Veranstaltung wenden Sie sich bitte an Agnieszka Wierzcholska.